Demenz – vorbeugen und behandeln


Zwölf beeinflussbare Risikofaktoren tragen zu ca. 40% aller Demenzfälle bei. Die Vorbeugung des Syndroms sollte somit einen hohen Stellenwert haben. Viele Dinge haben Sie selbst in der Hand, wie z.B. Rauchen aufzugeben, Sport zu treiben, sich zu bilden.

Von PD Dr. med. C. Schmidt

Referenz: Livingston et al. Dementia prevention, intervention, and care: 2020 report of the Lancet Commission, Lancet. 2020;S0140-6736(20)30367-6.

Demenz ist keine Krankheit

Eine Demenz ist eine Kombination aus Symptomen. Es kann durch eine oder mehrere Krankheiten nebeneinander verursacht sein. Gekennzeichnet wird eine „Demenz“ durch einen langsamen Abbau unterschiedlicher geistiger Fähigkeiten, z.B. des Gedächtnisses oder der Denkgeschwindigkeit. Von einer Demenz spricht man, wenn dadurch die Alltagsfähigkeiten eines Menschen beeinträchtigt sind.
Die wichtigsten Erkrankungen, die Demenzen verursachen können sind unter anderem:

  • die Alzheimer’sche Erkrankung
  • die sogenannte vaskuläre Demenz
  • die frontotemporalen Lobärdegenerationen und
  • Lewykörpchen Demenz

Ursachen und Auslöser für dieses Erkrankungen sind nicht immer bekannt, aber bei einigen kommt es zur Ablagerung krankhaft veränderter Eiweiße im Gehirn, die die Funktion stören. Auch Schlaganfälle (insb. viele „Mini“Schlaganfälle) können bei der Vaskulären Demenz zu Denkstörungen führen.

Ursachen für Demenzen – manche lassen sich beeinflussen, manche nicht

Die Ursachen verschiedener Demenzerkrankungen nur zum Teil bekannt. Klar ist aber, dass es viele nicht beeinflussbare Faktoren gibt, wie z.B. das biologische Alter oder bestimmte genetische Eigenschaften, die zu derartigen Erkrankungen führen. Aber genetische Faktoren werden durch die Umwelt beeinflusst. Somit gibt es auch viele Faktoren, die modfizierbar sind. Dies eröffnet die Möglichkeit in jedem Lebensalter etwas gegen die Entwicklung einer Demenzerkrankung zu tun. Möglicherweise sind aber auch Alterungsprozesse beeinflussbar.

12 beeinflussbare Faktoren verursachen 40% aller Demenzerkrankungen

Die Autoren um o.g. Lancet Report haben eine große Datenanalyse verschiedener Studien durchgeführt (Metaanalyse). Schon 2017 wurde eine derartige Arbeit veröffentlicht. Nun wurden drei weitere wichtige Faktoren gefunden, die zum Auftreten einer Demenzerkrankung beitragen können. Alle zwölf sind – mit unterschiedlicher Effektstärke – folgende (die „neuen“ sind mit einem Sternchen gekennzeichnet):

  • Alkoholkonsum*
  • Kopftraumata / Gehirnerschütterungen*
  • Luftverschmutzung*
  • niedriger Bildungsgrad
  • hoher Blutdruck
  • Schwerhörigkeit
  • Rauchen
  • Fettleibigkeit / Übergewicht
  • Depression
  • zu wenig körperliche Betätigung
  • Diabetes Mellitus
  • wenige Sozialkontakte (Freunde, Familie)

Es gibt viel zu tun

Einiges wird politisch anzugehen sein, z.B. den Bildungsgrad der Bevölkerung zu erhöhen oder für weniger Luftverschmutzung zu sorgen. Allerdings sollten wir – wie immer im Leben – bei uns selbst anfangen. Es ist nie zu spät und auch nie zu früh um anzufangen! JETZT ist diesbezüglich IMMER der richtige Zeitpunkt.
Wer also gesund und aktiv altern möchte und dabei das Risiko eine Demenz zu erleiden reduzieren möchte, der sollte folgendes tun.

  1. Der Blutdruck sollte < 130mmHg systolisch ab dem mittleren Lebensalter gehalten werden – wenn nötig auch mit Medikamenten (bei Menschen > 80 Lebensjahren kann demgegenüber ein gegenteiliger Effekt auftreten. Sprechen Sie in dem Fall mit ihrem Altersmediziner oder Hausarzt).
  2. Schwerhörigkeit sollte mit Hörgeräten behandelt werden.
  3. Vermeiden Sie Kopftraumata – tragen Sie Fahrradhelme und überlegen Sie sich, ob der Boxsport das Richtige für Sie ist.
  4. Hören Sie auf zu rauchen.
  5. Mäßigen Sie Ihren Alkoholkonsum. Das Demenzrisiko steigt ab 168 g Alkohol/Woche erheblich (1 Glas Bier von 300 ml oder 1 Glas Wein von 125 ml enthalten 12 g Alkohol). Alkoholkonsum hat aber in kleinsten Dosen zusätzlich dramatische negative Effekte auf die Schlafqualität (LINK). Daher sollte allenfalls gelegentlich Alkohol konsumiert werden.
  6. Bildung ist wichtig. Lebenslanges Lernen und geistige Tätigkeit halten Sie fit. Trainieren Sie Ihr Gehirn. Kreuzworträtsel und Sudoku reichen wahrscheinlich nicht, sind aber immer ein Anfang. Lernen Sie eine neue Sprache oder ein Instrument! Ja, das geht auch mit 70 oder 80, wenn auch langsamer. Aber – haben Sie es eilig? Der Weg ist hier das Ziel.
  7. Bleiben Sie sportlich aktiv, halten Sie Ihr Gewicht auf Normalmaß und essen Sie gesund. Wir helfen Ihnen dabei.

Es könnte ja so einfach sein

Die Erkenntnisse und abgeleiteten Empfehlungen scheinen sich zu wiederholen. Immer wieder wird einem das Gleiche erzählt. Ja, das stimmt. Aber es hat einen Grund. Die Datenlage ist relativ eindeutig. Daher wiederholt es sich immer wieder. Und deswegen ist auch dieser Artikel wieder ein Aufruf, an sich zu arbeiten.

Die Empfehlungen entsprechen in vielen Dingen auch dem, was der gesunde Menschenverstand einem gebietet. Tröstlich ist doch, dass wir erstaunlich viel selbst tun können – und das nicht nur wegen des gesunden Menschenverstandes, sondern wissenschaftlich ziemlich gut gesichert! Das wirklich schwierige ist – wie immer – anzufangen. Tun Sie es also jetzt! Jeder auch noch so kleine Schritt zählt.

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